Tagebuch II

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7.4.2006, der Neubeginn

Erste Begutachtung
Nach fast 3-jähriger "Einlagerung" bei unseren Freunden Sidonie und Armin in Hanau habe ich das Rad Ende 2005 bei einer Umzugstour nach Oberhausen in die Garage von Ralli gebracht. Dort mußte es noch eine Weile ausharren, bis ich meinen neuen Keller zu einer ordentlichen Werkstatt umgebaut hatte. Am 7.4. war es dann soweit. Für die erste Tour nach Hause habe ich das Rad aus der Verkleidung geholt, um nicht gleich mit erhötem Schwierigkeitsgrad zu beginnen. In den Reifen war sogar noch ein wenig Luft, nur das Sitzpolster war weg. Keine Ahnung, wo ich das denn nun gelassen habe. Egal - ich bin dann ohne Auflage zum Bahnhof und mit dem Zug nach Hause gefahren.

In Gedanken bin ich schon wieder in Verkleidung mit über 40 km/h Schnittgeschwindigkeit auf Fernfahrten. Jedes Ziel scheint plötzlich ohne Auto oder Zug erreichbar zu sein. Die Begeisterung wächst...

9.4.2006, Liegeradtreffen in Duisburg.

Das Liegeradfieber hat mich schon wieder völlig vereinnahmt. Ich hab noch rasch den Tacho mit Pulsmesser durch neue Batterien zum Leben erweckt und wollte mich nun auf der ersten Fahrt nach der langen Pause ein wenig in der Duisburger Liegeradscene umschauen. Es waren einige Liegeradler gekommen und ich konnte sogar auf einem Greenspeed Dreirad mal probefahren.

Das Wetter war so gut, daß wir zu einer Tour nach Düsseldorf aufbrachen. Die Zahl der Teilnehmer sank auf der Tour von Anfangs acht im Laufe der ersten 30 km auf nur noch 4. Und auch mein Ausscheiden nahte: Gleich bei der ersten Fahrt vor 2 Tagen war mit schon ein Knacken aufgefallen, daß mit dem Antrieb zusammenhängen mußte. Es trat nur beim Pedalieren auf, war jedoch weder mit der Kurbelumdrehung noch mit der Kette synchron. Manchmal war es für Minuten ok und dann wieder klackte es mehmals pro Umdrehung.

Hörte sich ein wenig an wie eine angezupfte Speiche und kam aus der Richtung der Tretkurbel. Zuerst dachte ich, die Kette schlägt irgendwo ma Rahmen an. Es klang jedoch nicht so beängstigend, daß ich mal näher nachgeschaut habe. Dann, auf einer Brücke über die Gleise bei Angermund wurde es richtig laut und das Treten schien auch ein wenig schwerer. Der Versuch, die Kurbel von Hand zu drehen zeigte stark schwankende Reibungskräfte (hab ich beim Treten gar nicht gemerkt) und nachdem wir die Kette mal vom Kettenblatt genommen haben stellte sich sogar die Tretachse ein wenig schräg ins Innenlager. Da wurde dann klar, daß es wohl einen Teil des Innenlagers zerlegt hatte. Die Mitfahrer haben sich dann bereit erklärt, mich bis zum Bahnhof zu schleppen. Auf dem Weg dorthin hüpfte dann noch eine Lagerkugel zwischen Rahmen und Pedalarm heraus und verabschiedete sich im lockeren Boden des Waldweges. Das versprach nichts Gutes!

Daheim im Keller mußte ich dann ersteinmal das Innenlager ausbauen. Das Ergebnis war erschütternd: das linke Kugellager des offen aufgebauten Innenlagers hatte sich völlig zerlegt. Von der Außenschale waren nur noch Krümel übrig, die Innenschale fiel in mehreren Bruchsücken heraus und es waren nur noch zwei Kugel zurückgeblieben.

Die Reste des Innenlagers.

Auch die Achse hatte die Marter mit den gehärteten Lagerteilen nicht schadlos überstanden und war doch recht "gekerbt" und verkratzt. Eine genauere Untersuchung der Ursache läst mich zum traurigen Schluß kommen, daß ich selbst durch dusselige Montage die Lagerzerstörung verursacht habe. Die Achse mit den Lagern war aus einem Restposten Innenlager, die ich vor Ewigkeiten mal bei ROSE abgestaubt hatte. Sie war die einzige von allen, die genau die richtige Länge hatte. Jedoch war das Distanzrohr, was die Lageraußenschalen bei der Montage auf dem korrekten Abstand hält, nicht mehr original dabei. So habe ich ein anderes genommen. Das war allerdings eindeutig zu kurz. Damit habe ich dann wohl beim Einbau die ganze Kraft, mit der ich die Montagehüllen angezogen hatte, axial über die Lage auf die Achse übertragen. Dafür waren sie natürlich nicht gemacht. Eigentlich fangen sie ja nur radiale Kräfte auf.

Schließlich habe ich schnelle eine neue Achse eingebaut und nun ist das Rad wieder Einsatzbereit. Abschließend kann ich es nur als Glücksache betrachten. daß dieser Fehler nicht bei den beiden Langen Touren passiert ist, die ich noch kurz vor unserer Reise in Frankfurt gemacht habe.

Nun kann der Aufbau des Rades zügig weiter gehen, da ich in 6 Wochen zur Cycle Vision nach Holland fahren will. Bis dahin sind noch einige Sachen zu erledigen, wie z.B.

  • der Sitz ist mehrfach angebrochen und muß mit GfK repariert werden
  • die Verkleidung hat einige Risse und muß ebenfalls mit GfK repariert werden
  • die Haube hat kein "Scharnier" zum Öffen
  • die Haube liegt sehr unsauber am Rest der Verkleidung an und muß am Verbindungsrand mit einer Aluschiene verstärkt werden.
  • das Schutzblech vorn schleift
  • die Lichtanlage muß dringend geprüft werden

Es ist also unumgänglich, daß ich auch bald die Verkleidung in meinen kleinen Keller bringe.

10.5.2006 erste Fahrt mit Verkleidung

Montage in Rallis Garage.
Endlich habe ich die Verkleidung wieder montiert. Nach so langer Zeit hatte ich bereits ein wenig Probleme, alle Handgriffe zusammen zu bekommen. Um die Verkleidung so anzubauen, daß sie nirgends schleift und ich drinnen auch ausreichend Platz für die Füße beim Kurbeln habe, muß man schon alles recht genau anpassen. Letztlich habe ich fast eine Stunde gebraucht, bis alles einigermaßen saß.

Dann begann eigentlich der Streß erst so richtig. Ich hatte ziehmlichen Schiß davor, an Ampeln die Beine nicht rechtzeitig auf den Boden zu bekommen oder im Stillstand von einer Böe umgeworfen zu werden. Windig war es schon, aber wegen der Böen vom Wochenanfang hatte ich diese Fahrt schon um zwei Tage verschoben. Nun reichte die Geduld nicht mehr.

Auf der Fähre Walsum-Orsoy.
Wenn ich erstmal Tempo hatte lief alles recht gut. Die Autofahrer waren alle so neugierig und hatten so viel Respekt vor dem unbekannten Flugobjekt, daß niemandem auffiel, daß ich gar keinen Richtungsanzeiger hatte. Handzeichen ist mir der Verkleidung nicht möglich.

Unangenehm waren bei der ersten Fahrt hauptsächlich die roten Ampeln. Und ich hatte den Eindruck, daß ich alle mitgenommen habe, die auf dem Weg lagen. Dann hatte ich mich natürlich kein bischen im Griff und habe immer gleich viel zu schnell beschleunigt. Das hat mich natürlich völlig ausgepowert.

Die Kühe hatten ihren Spaß an meinen Pannen.
Aber in paar echte technische Pannen gab es auch gleich: Zuerst hat sich ein Kettenschutzrohr gelöst. Es ist dann bis um das Kettenblatt gezogen und dann rutschte die Kette natürlich durch. Der erste Reparaturversuch hat gerade mal 200 m gehalten. Dann mußte ich nochmal den Stahldraht, der das Rohr hielt, an einer ander Stelle am Rahmen einklinken, bevor ich weiter konnte.

Nur 2 km später habe ich dan einen Huckel auf der Straße übersehen, und der Stoß, der die Federgabel komplett eingeschoben hat, hat das Schutzblech auf den Reifen gedrückt. In wenigen Metern stand ich und es roch sehr unangenehm nach verbranntem Gummi. Ohne die passenden Schlüssel hat es eine Weile gedauert, bis ich das Problem diesmal beseitigt hatte. So bin ich nach 30 km doch eher gefrustet zu Hause angekommen. Dort muß ich erst mal wieder alles auseinander nehmen und die Schäden reparieren, bevor ich zu einer weitern Fahrt aufbrechen konnte.

12.5.2006, endlich wieder unterwegs

Es war zwar ärgerlich, daß ich das Rad wieder aus der Verkleidung holen mußte, aber bei der zweiten Montage habe ich es wesentlich besser wieder hinein bekommen. Die Ausrichtung klappte deutlich besser und jetzt komme ich auch nicht mehr mir den Schuhen beim Kurbeln an die Seitenflächen.

Die anschließende Fahrt lief dann schon erheblich entspannter. Ampeln verlieren langsam ihren Schrecken und das übermäßige Beschleunigen bekomme ich auch ein bischen mehr in den Griff. Bei der 50 km-Spritztour habe ich leicht einen 30er Schnitt gemacht und mache mir jetzt keine Sorgen mehr, daß ich es bis Zandvoort schaffe.

Leider habe ich gerade in der Wettervorhersage gelesen, daß für nächstes Wochenende Regen und starker Wind angesagt ist. Damit sieht es mit der Fahrt natürlich ganz schlecht aus. Hoffentlich irren sich die Wetterfrösche da!

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