Tagebuch I

Oktober 2002

Jetzt begann das Geduldsspiel. Wann wird das Wetter gut genug sein für die erste richtige Fahrt.

Aber das Wetter meinte es nicht besonders gut mit mir: Immer, wenn ich gerad die Verkleidung montiert hatte (zwei oder drei mal) begann es zu regnen. Böig war es auch und bei ca 2 m² Seitenfläche ist das Rad recht windempfindlich. Bei einer Fahrt z.B. hatte ich gerade den Lenker zum Test montiert. Die Bautenzüge waren noch nicht endgültig verlegt, aber den ganzen Samstag Vormittag war das Wetter gut. Zwar bewölkt aber recht windstill und trocken. Als ich das Rad endlich zusammengebaut hatte und die ersten 500 m gefahren bin kam auch schon die erste Kreuzung. Ich war noch etwas angespannt und prompt hat mich beim Warten auf den Querverkehr eine Böe erwischt und umgeworfen. Zum Glück hatte ich das Verdeck nicht drauf. Zum Spaß der Autofahrer bot ich beim Rauskrabbeln natürlich nicht so ein elegantes Bild. Nach dem ich das Rad wieder aufgerichtet hatte fing es auch noch an zu regnen und ich bin naß und geschunden nach nur einer halben Stunde wieder zu Hause gewesen.

Der nächste Versuch sollte zum Test für die Lichtanlage bei Dunkelheit stattfinden. Nun hatte ich auch das Verdeck montiert und konnte bereits bei den geringeren Temperaturen in kurzen Sachen fahren. Doch dann ca. 10 km von zu Hause weg auf einer Hügelkuppe mußte ich durch einen holperige Baustelle. Als ich bergab wieder Tempo machen wollte rutschte die Kette durch. Mein Fehler war dann, noch den Hügel herunterzurollen. Unten ist mir dann aufgefallen, daß ich das obere Schaltungsröllchen verloren hatte. Na super. Ich hatte es gerade neu gekauft. Ein Keramikgelagertes gedichtetes XT-Schaltungsröllchen. Die Suche hat naürlich im Dunkeln nichts ergeben. So blieb mir nichts anderes übrig als die Abkürzung durch den Wald zurückzulaufen. So endete die Fahrt nach über 3 Stunden, 10 km Fahr- und 5 km Laufstrecke. Aber die Lichtanlage hat sich jedoch bewiesen und der Mofafahrer, den ich überholt hatte hat miene Vorfreude auf die erste richtige Tour noch größer gemacht.

Beim vierten Versuch hat es dann endlich geklappt und ich bin bei Sonnenschein 20 km den Main hinauf gekommen. Dabei hat sich dann alles bewährt und ich beschloß kurzfristig, am nächsten Morgen mit dem Rad zur Arbeit zu fahren.

Dezember 2002, erste Langstrecke

Ich bin hin und weg!!
Aber fange ich doch vorn an: Mein Arbeitsplatz liegt etwa 60 km von Aschaffenburg weg und ich fahre jeden Morgen mit dem Rad im Zug dahin. Zu dieser Jahreszeit natürlich immer im Dunkeln. So hatte ich geplant, morgens ebenfalls mit dem Zug hinzufahren, Nachmittags aber etwas früher Schluß zu machen und dann die ganze Strecke mit dem Rad zurückzufahren.

Gesagt - getan: Zum Glück fahre ich morgens recht früh, so daß ich nicht gleich beim Auftauchen am Bahnhof den Bahnbetrieb lahm gelegt habe. Es war ein wenig umständlich, die Verkleidung in das Fahradabteil des Nahverkehrszuges zu bekommen, hat aber dann doch ohne besondere Zwischenfälle geklappt. Der Schaffner hat schon Augen gemacht, hat das Rad aber dennoch durchgehen lassen. In Frankfurt waren die 10 km zur Arbeit dann beim geringen Frühverkehr (die Banker kommen alle nicht so früh aus den Federn) ebenfalls kein Problem. Hier hat die Lichtanlage schon zeigen können, was in den Akkus steckt.

Und dann endlich die Rückfahrt. Ich war ziemlich aufgeregt und klaorienmäßig nicht besonders gut vorereitet. Als erstes mußte ich noch den Hügel im Frankfurter Süden überwinden. Das war jedoch mit dem niedrigen ersten Gang kein Problem. Anschließned begannen die wunderbaren Landstraßen durch die Wälder um den Main. Es war einfach athemberaubend, im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn man mal den richtigen Geschwindigkeitsrauch erreicht hat, dann hilft weder der Pulsmesser noch die innere Erschöpftheit. Wenn der Tacho sich problemlos den 50 km/h nähert und einem bei leichten Anstiegen Tempo 30 langsam vorkommt, dann tritt man nur noch weiter. Auf schönen ebenen Strecken waren immer wieder auch 70 km/h drin.

Nach 30 km habe ich dann mal eine Vernunftspause gemacht. Schwierig war das schon, erstens abzubremsen und zeitens in den Kurzen Fahradklamotten aus der Gindgeschützten Karosse in die Kälte heraus zu steigen. Ich war ja völlig durchgeschwitzt. Nach etwa 2 Stunden bin ich dann mit einem guten 30-er Schnitt zu Hause angekommen. Für die erste Fahrt gar nicht so übel, habe ich mir gedacht. Die Fahrt hat wahnsinnigen Spaß

Für das nächste mal sollte ich etwas mehr Kleidung mitnehmen und besser Essen, damit mein Kreislauf anschließend nicht völlig zusammen klappt. Obwohl die Verkleidung noch ein wenig geholt aussieht ist es schon ein echtes Geschoß.

Februar 2005, letzte Fahrten

Bis zur endgültigen Einlagerung des Rades bei unserem Freunden Sidonie und Armin habe ich noch einige kleiner Touren gemacht. Die längste davon in meinem Urlaub nocheinmal zur Arbeit, diesmal aber hin und zurück. Der Start verlief ein wenig unglücklich, da ich mich erneut an meiner Lieblingskreuzung beim Warten auf Querverkehr hingelegt habe. Diesmal war allerdings gerade Pause an der gegenüber liegenden Schule. Das war natürlich ein tolles Spektakel für die Jungs. Dummer weise habe ich mich auch noch ein wenig stressen lassen und bin nach umständlicher Aufrichtung und Einstig sofort wieder umgekippt. Dabei ist auch noch die Verkleidung verrutscht und ich mußte erst einmal an den Straßenrand, das Rad richten. Dabei konnte ich gerade noch im Augenwingel erkennen, wie ein Auto über meine Sonnenbrille rollte, die ich bei der ganzen Aktion wohl mitten auf der Kreuzung verloren hatte. Unter dem spöttischen Gelächter der Schüler ist mir zu guter letzt der dritte Startversuch geglückt und ich war heilfroh, als ich endlich außer Sicht- und Hörweite war.

Die kleine offene Wunde, die ich mir beim Sturz am rechten Ellbogen zugezogen hatte entwickelte sich später noch zu eine Schleimbeutelentzündung, die mich die ersten Monate unserer Tour bei jedem unbedachten Anstoßen an diese unrühmliche Szene erinnerte.

Mai 2003 bis Oktober 2005

Ruhe für das Rad, wir sind auf Weltreise.

Ab 2006 geht es dann weiter im Tagebuch II. __________________________________________________________

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