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Ruinen Mexikos

Erstellt bei Britta und Adrio in San Christobal de Las Casas, Mexiko am 18. Mai 2004

18. Mai 2004, San Cristobal de Las Casas: Die Ruinen der prähistorischen Städte Monte Alban und Palenque haben es uns so angetan, daß wir ihnen ein Spezial widmen wollen. Von Monte Alban gibt es leider nur ein Bild, weil die Akkus der Digikamera an diesem Tag streikten :-(

Monte Alban bei Oaxaca ist ein Kult- und Zeremonialzentrum, das über eine einmalig lange Zeitspanne von über 1000 Jahren besiedelt wurde. Bereits die Olmeken bauten hier, Zapoteken und Mixteken hinterließen wunderschönes Kunsthandwerd in über 200 Grabtempeln. Die Anlage zeichnet sich durch eine beeindruckende Größe und Weite aus.
Blick von der Südplattform über den großen Platz (mi)

Im Gegensatz zu Monte Alban, das oben auf einer trockenen und kahlen Hügelkuppe liegt (Wasser wurde mühsam hochgetragen und der Regen in unterirdischen Becken gesammelt), ist die Stadt Palenque am Fluß Otulum in den üppig wuchernden Urwald hinein gebaut worden. Dank der Unterschutzstellung als Naturpark kann man diese einmalige Urwaldatmosphäre noch heute erleben.
Tempel des Grafen mit Blick in die weiten Ebenen Yucatans (ma)

Blick über eine Tempelgruppe in Palenque vor dem mit üppigem Urwald bewachsenen Berge. Von links nach rechts: Sonnentempel, Tempel XIV und XV, hinten rechts der Tempel der Inschriften. Am Sonnentempel kann man noch fast vollständig die für Palenque typischen Dachaufbauten (cresteria) erkennen. (mi)

Durch einen glücklichen Zufall lernten wir Haydee Orea, die Frau des Archäologen Arnoldo Gonzalez Cruz kennen, der 1994 das Grab der "Roten Königin" im Nachbartempel des Tempels der Inschriften fand. Wir trafen Haydee zweimal in San Cristobal und hatten sehr interessante Gespräche mit ihr über die prähispanischen Kulturen Mexikos und die Arbeit der Archäologen. Außerdem erfuhren wir von ihr, wo man die Genehmigung zum Besichtigen der Gruft des großen Mayaherrschers Pacal bekommt. So kamen wir auch in den Genuß dieses einmaligen Erlebnisses des Hinabsteigens in eine große Grabpyramide.
Markus auf den steilen, glischigen Stufen im Abgang zu Pacals Grab (mi)

Die prächtige Grabplatte Pacals ist vollständig mit aufwendigen Reliefs verziert worden. Erich von Däniken muß angesichts der reichen Verzierungen die Fantasie durchgegangen sein, denn wer nur Augen im Kopf hat und sich minimal über die Mythologie der Mayas informiert, erkennt ganz deutlich den Kopf eines Unterweltgottes, darauf Pacal, der hinab in das Reich der Toten gleitet und darüber das typische kreuzförmige Weltenbaumsymbol mit dem Himmelsvogel. Das Weltenbaumsymbol ist aufgrund seiner Deutlichkeit, Informationen in erhaltenen Mayaschriften und die Häufigkeit vergleichbarer Darstellungen absolut nicht umzudeuten, so gerne Von Däniken hier auch ein Ufo sähe. Weitere Infos zum Weltenbaum der Mayas siehe "Kunst/Projekt Weltenbäume-Mexiko". (mi)

Der große Palast von Palenque ist so verschachtelt und verwinkelt gebaut worden wie ein Labyrinth. Es ist gar nicht so einfach, sich darin zu orientieren. Erst am zweiten Tag gelang uns eine zielorientierte Fortbewegung in den zahlreichen Korridoren, Galerien, Räumen und unterirdischen Gängen.
Blick auf den Palast vom Tempel der Inschriften aus (mi)

Blick auf den Turm des Palastes. Er wurde früher als Observatorium gedeutet, heute geht man eher von einer Nutzung als Wachturm aus. Auf den Dachflächen erkennt man Verzierungen, oben auf dem Dach Reste der "cresteria", eines schmuckvollen Dachaufbaus (vergleiche oben cresteria des Sonnentempels) (mi)

Überall im Palast kann man spannende Details entdecken: Reste der Bemalung (der Palast war früher komplett verputzt und bemalt), Spuren von Steingravuren und Stuckarbeiten, alte Lagernischen bis hin zu Baderäumen und einem intelligenten Kanalsystem. Die roten Flecken in diesem Bild stammen allerdings nicht von der Bemalung, sondern von Pilzen und Flechten, die in dem feuchtwarmen Klima hervorragend gedeihen. (ma)

Solche Details lassen sich noch im Palast und an den Tempeln entdecken, auch wenn durch Diebstahl und Umwelteinflüsse vieles verloren ging: Glyphen in einem der Innenhöfe des Palastes (ma), darunter ein Schädelrelief am "Totenkopf-Tempel" (mi)

Im Museum vor Ort kann man einige besonders schöne Stein- und Stucktafeln sowie kunstvolle Keramikarbeiten der Maya bewundern. Kunsthandwerkliches Geschick, die ornamentale Glyphenschrift und eine phantasievolle Symbolsprache sowie ein ausgeprägter Sinn für Proportion und Schönheit bewirken, daß die Hinterlassenschaft der Mayas noch heute viele Menschen begeistert.
Links: Tafel aus Tempel XVII, auf welcher ein Palenque-Herrscher nach einem Eroberungskrieg zu sehen ist. Die Glyphen beschreiben historische Ereignisse. (ma)
Rechts: Mehrfarbig gestaltete Stucktafel aus dem Tempel XIX, die einen anderen Palenque- Herrscher zeigt (ma)

Die zentralen Tempel und der Palast wurden aufwendig gesäubert und gesichert, um Unfällen und Vandalismus vorzubeugen. Dadurch wirken sie leider auch etwas steril. Etwas abseits, mehr im Dschungel gelegen gibt es aber noch genügend andere Ruinen, deren wildromantische Atmosphäre man bewahrt hat. Tempel des Jaguars, unweit davon haben wir neue Baumbilder gemacht, siehe "Kunst/Projekt Weltenbäume-Mexiko" (mi)

Die Mayas waren sehr kleinwüchsig. Da muß man manchmal in einem Gang kriechen, um ihren Spuren folgen zu können. In den halbüberwucherten Ruinen im Urwald hat es uns am besten gefallen. (ma)

Palenque ist so groß, daß man sich selbst am 2. Tag noch die Füße wund laufen kann. Dabei wurden gerade mal 10% der ursprünglichen Stadt freigelegt. Immer mehr Ruinen wurden in den letzten Jahren freigelegt und zugänglich gemacht wie diese Wohngruppe im Norden des Museumsgeländes. Überall im Urwald warten noch alte Mauerreste auf ihre Entdeckung. (mi)

Der Campingplatz Mayabell unweit der Ruinen Palenques wurde uns mehrfach empfohlen. Diesmal hatten wir ausnahmsweise kein Zelt dabei, da war das Baumhaus genau das Richtige für uns. Halb im Urwald gelegen, bietet Mayabell eine tolle Atmosphäre. Hier haben wir riesige Kröten und Nachtfalter gesehen und das erste Mal das gurgelnde Singen eines Tucans und einen Brüllaffen gehört, der wie ein Raubtier faucht. (mi)



Nachwort:
Mit Haydee haben wir uns viel über den Vergleich der Mayas mit den etwa zeitgleichen Römern und dem frühen Mittelalter in Europa unterhalten. Haydee wies daraufhin, daß die Mayas häufig von Laien stark überschätzt werden. Die Mayas waren in einigen Dingen anderen Kulturen deutlich voraus (z.B. hatten sie damals den genauesten Kalender und die Null in ihrem Rechensystem). In vielen anderen Dingen waren sie jedoch weniger weit als andere Völker z.B. hatten sie keine Metallwerkzeuge und -gegenstände (ausgenommen Schmuck) und auch das Rad hatten sie noch nicht entdeckt.
Mit der Zerstörung ihrer Schriften und weiterer bedeutender Zeugnisse ihrer Kultur durch die Spanier gingen Informationen und historisches Erbe von unschätzbarem Wert verloren. Von weiteren Ausgrabungen vor allem auch im bisher wenig untersuchten Norden Mexikos erhoffen sich die Wissenschaftler neue Erkenntnisse.
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