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Zivilisation! Zivilisation?

Vorbereitet bei "Papa Panda" Alejandro in San Pedro de Atacama und fertiggestellt bei Roswitha in Santiago, Chile am 18. Februar 2005

Nach einem mühsamen Aufstieg hinter Tiquina verließen wir schweren Herzens den Titicacasee und machten uns auf nach La Paz, Boliviens Regierungssitz und heimliche Hauptstadt (die Richtige ist Sucre).

El Alto begrüßte uns mit all den Schattenseiten, die ein Großstadt-Vorort so haben kann. Die Straßen waren in katastrophalem Zustand, die Häuser alle nur halbfertig gebaut, aber schon in ruinösem Zustand und eine Sraßenreinigung schien es nicht zu geben. Hier tranken wir die übelste Limo unseres Lebens, dagegen schmeckt selbst lauwarme Inkacola noch ---wie Champagner! (mi)

Das Zentum von La Paz gibt sich sehr modern. In den letzten 15 Jahren sind die Wolkenkratzer wie Pilze aus dem Boden geschossen. Sie stehen zum Teil so dicht, daß man die tolle Berglandschaft rundherum kaum noch sehen kann. Wir hatten das Glück, bei Ute und Antonio (siehe "Leute") in einem dieser edlen Riesen für ein paar Tage wohnen zu können.
Markus war sehr glücklich in den vielen Supermärkten endlich wieder sein heißgeliebtes Knuspermüsli kaufen zu können. (mi)

Die Stadt La Paz hat viele Gesichter und ist voll von Gegensätzen, wobei sich der Kontrast zwischen Arm und Reich am stärksten einprägt. Ein paar Impressionen (v.o.n.u.):
Der Hauptplatz im Zentrum mit dem Regierungspalast, eine Straßenecke im Indigenaviertel am Feiertag, Grünanlage und Wandmalerei in einem besseren Viertel, Schuhputzer vor der Hauptpost im Zentrum. Warum die Schuhputzer alle wie Verbrecher vermummt sind, konnten wir nicht herausfinden. Vielleicht wegen des üblen Smogs? Das kleine Bild zeigt eine Indigenamutter mit ihren Kindern beim Betteln. (mi)

Mit dem Bus machten wir einen Tagesausflugs von La Paz aus zu den Ruinen von Tiwanaku. Allein der Name "Tiuanacu", so der Originalname der Präinka-Kultur, läßt aller Archäologen Herzen höher schlagen. Auf diesem Gemälde im Museum vor Ort kann man einen Großteil der Anlage erkennen, wie sie wohl zur Zeit der Tiuanacu-Kultur ausgesehen hat. (mi)

Im Templo Subterreneo, dem unterirdischen Tempel, wurden viele steineren Köpfe, die Cabesas Clavas, in die Mauer eingebaut. Es ist ein komisches Gefühl, auf dem halbversenkten Platz zu stehen und von hunderten von Augenpaaren angestarrt zu werden! (mi)

Die Mauern des gesamten Tempelbereichs wurden leider seit der Eroberung durch die Spanier zum großten Teil abgetragen und zum Bau unzähliger Häuser und Kirchen bis hin nach La Paz verarbeitet. Was man heute sieht, sind überwiegend Rekonstruktionen. Die Begeisterung war daher riesig, als man vor kurzem bei Ausgrabungen neue Tempelfundamente fand. Das kleine Bild rechts zeigt einen Ausschnitt aus dem Sonnentor. (mi)

Äußerst beeindruckend waren auch die riesigen Steinplatten, aus denen der Tempel von Puma Puntu bestanden hat. Sie liegen heute auf dem Gelände, als wenn sie ein Riese ducheinandergewürfelt hätte. Einige wiegen über 200 Tonnen! Es hat uns viel Spaß gemacht, stundenlang zwischen den Ruinen herumzustrolchen und immer wieder neue Details zu entdecken. (mi)

Wir blieben nicht lang in La Paz, der Salzsee rief! Im Dezember hat normalerweise hier im Altiplano bereits die Regenzeit begonnen, aber wir hatten Glück und radelten noch einige Tage bei Sonnenschein. Nur der Wind wurde nachmittags eiskalt, da sind wir dann am Abend immer ganz schnell ins Zelt gekrochen. (ma)

Die Bauern beklagten, daß seit einigen Jahren der Regen immer später einsetzt. Sie taten uns sehr leid, als wir ihre staubtrockenen Felder sahen. Für uns persönlich war das gut, da die Chancen, den Salar von Uyuni (siehe übernächster Report) noch trocken zu überqueren, dadurch recht gut waren. Dennoch haben wir abends immer sorgenvoll die Gewitterwolken am Horizont betrachtet, die uns auch so manchen kleinen Nachtschauer bescherten. (mi)

Und endlich gab es wieder etwas zu feiern: nach fast exakt 19 Monaten Radweltreise haben wir die 9.000 km erreicht. Wenn das kein Grund für Freudensprünge ist! "Die 10.000 sind schon ganz nah!", frohlockte Mila und trat daraufhin in die Pedale, was das Zeug hält. (ma)



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