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Am Titicaca See

Vorbereitet bei "Papa Panda" Alejandro in San Pedro de Atacama, Chile und fertiggestellt bei Miguel in Antofagasta, Chile am 30. Januar 2005

Nach 10 Tagen in der wunderschönen Andenlandschaft zwischen Cusco und Juliaca erreichten wir den Titicacasee. Dieser auf auf 3810 m.ü.N.N. gelegene riesige See ist der "höchsten schiffbare See der Welt". Am und auf dem Titicacasee finden sich viele bedeutende historische Zeugnisse und spannende Kulturen.

Nanu?! Laut Karte hatten wir den Titicacasee längst erreicht. Wo bleibt denn das Wasser? Gegen Ende der Trockenzeit war der Wasserspiegel des Sees so stark gesunken, daß weite Flächen trocken lagen. Zum Glück bleibt bei einer Größe von 194 Kilometern Länge und durchschnittlich 65 Kilometern Breite aber noch genug vom Titicacasee übrig. (mi)

Puno, ein herrlich bunter Markt mit Bergen von Früchten und Gemüse. Das Gedränge zwischen den Ständen war groß. Wir waren beide schwer mit Tüten beladen, hatten viele Früchte eingekauft, die wir auf der abgelegenen Insel Taquile verschenken wollten. Plötzlich drehte sich Markus nach mir um „Schatz! Beinahe hätten sie mir das Portemonnaie geklaut! Ich habe ganz deutlich eine Hand in meiner Tasche gespürt!“ Der übliche Trick: Eine Person lenkt ab, während eine zweite in die Taschen greift. Doch Markus Portemonnaie war gut verpackt. Passanten hatten dabei die beiden Diebinnen (nicht die beiden Damen rechts!) beobachtet und dann den in der Nähe stehenden Sicherheitsbeamten gemeldet. So saßen wir dann das zweite Mal in Peru bei der Polizei. (mi, mi)

Am nächsten Morgen fuhren wir für zwei Tage raus auf den See zur Insel Taquile. Zwischen Schränken, Gartengeräten, Gemüse und Bierkästen sind wir dann mit einem total überbeladeten Boot im Schrittempo durch das dichte Schilf auf den See hinausgeschippert. Zweimal setzte der Motor aus woraufhin wir uns erstmal ein Weilchen im Kreis drehten bis der Schaden behoben war. Aber unsere Mitreisenden waren total nett und lenkten uns gut ab. (mi)

Auf der knapp vierstündigen Fahrt kamen wir auch an den schwimmenden Inseln der Urcos vorbei. Es ist sehr interessant, wie das Volk der Urcos das Schilf zu nutzen wußte bzw. auch heute noch weiß: als Träger für ihre floßartigen Inseln, als Baumaterial für Häuser, Boote und vieles mehr, ja selbst als Kindernahrung. Leider findet hier inzwischen so ein Touristenrummel statt, daß wir nur froh waren, bald weiterzufahren. (mi)

Auf Taquile angekommen stand uns erstmal ein steiler Anstieg über eine uralte Steintreppe vom Hafen ins Dorf bevor. Nachdem wir unsere Sachen bei einer Familie untergebracht und ein bißchen verschnauft hatten, machten wir einen ausgedehnten Spaziergang über die Insel. Ein schöner Pfad führt zwischen den Feldern hindurch zur höchsten Erhebung der Insel. Als Landschaftsarchitektin begeisterten mich vor allem die transparenten Mauern, die aus lose aufeinander gelegten Steinen bestehen. (mi, mi)

An der höchsten Stelle der Insel befindet sich ein historischer Zeremonialplatz, der wohl auch heute noch für besondere Feiern genutzt wird. Dieser Ort hat eine so tolle Ausstrahlung, daß wir dort eine ganze Weile verbrachten. Man hat hier außerdem einen wunderbaren Rundblick über den gesamten See und kann bei guter Abendsicht in der Ferne sogar die schneebedeckten Berge der Cordillera Real sehen. Ein sehr ruhiger Ort, ideal zum Meditieren! (mi)

Mit unserem Aufenthalt bei der Familie von Ernesto unterstützten wir eines dieser neuen Hilfsprojekte, die Individual-Tourismus zur Bekämpfung der Armut in kleinen, abgelegenen Dörfern nutzen. Es lief nicht wirklich gut mit Ernesto, der spätabends betrunken Randale machte, aber seine zunächst sehr schüchternen sechs Kinder freuten sich sehr über die mitgebrachten Früchte (drei davon siehe oben). Links das Bild zeigt die Männer von Taquile in ihrer traditionellen Tracht beim Plaudern und stricken. Ihre Mützen sind natürlich selbstgestrickt, das lernt man hier schon als kleiner Junge. Und die Frauen? Die spinnen die Wolle und weben. (alle Fotos mi)

Kinder der Inseln Taquile (links) und Isla del Sol (rechts) (alle Fotos mi)

Nachdem wir den Titicacasee auf der Westseite komplett umrundet hatten, konnten wir in das 6. Land unserer Tour einreisen: Bolivien. Hier an der Grenzstadt Khasani gab es keinerlei Probleme mit den Einreiseformalitäten. Wir hatten nur den Verdacht, daß sich die Grenzbeamten die Gebühr für unser Drei-Monatsvisum in die eigene Tasche steckten, aber vielleicht waren sie doch grundehrlich?! (mi)

Von Copacabana aus, unserer ersten Station in Bolivien, machten wir unseren zweiten Bootsausflug auf den Titicaca See. Auf der Isla del Sol, der Insel der Sonne, besichtigten wir nach einer kleinen Wanderung ganz im Norden bedeutende Ruinen: hier soll sich die Wiege der Inkas befunden haben, von hier aus soll das mächtige Inkareich ausgegangen sein. (mi, mi)

Auf der Isla de la Luna, der Mondinsel, finden sich Lehmbauten ganz besonderer Art: sie erscheinen dem Betrachter marokkanisch, wie man an dieser rekonstruierten Mauer gut sehen kann. Wer weiß? Thor Heyerdahl hat schließlich bewiesen, daß man mit einem aus Schilf gefertigten Boot vom Titicacasee den pazifischen Ozean überqueren und Asien erreichen kann (ähnlich dem Schilfboot weiter oben). (mi)

An einer Engstelle des Sees bei Tiquina haben wir dann auf die Ostseite übergesetzt. Die Fähren, mit denen hier Fahrräder, PKWs, LKWs und sogar ganze Reisebusse übergesetzt werden, wirkten auf uns nicht gerade vertrauenserregend. Zum Glück war es nicht sehr windig.
In dem Auto, das mit uns übergesetzt wurde, saß eine US-Amerikanerin, die so begeistert von unserer Tour war, daß sie uns spontan die Überfahrt bezahlte und ihre Telefonnummer gab für den Fall, das wir in Not kämen. Total nett! (ma)



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