Ersten Kontakt (Die Idee vom Regenschutz)

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Als ich 1996 meine neue Stelle angetreten habe, hab ich noch nicht geahnt, daß ich mich dadurch zum Vielradfahrer machen würde. Ich wohnte 25 km von meinem Job entfernt und bin in den ersten Wochen immer mit einem Freund im Auto dorthin gefahren. In dieser Zeit wollte ich mir überlegen, ob ich die Strecke immer mit dem Rad fahren würde oder nicht. Natürlich ist die Entscheidung gegen das Auto für die Radfahrt gefallen! Nachdem ich jedoch den ersten Herbst öfter mal die ganze Fahrtstunde im Regen unterwegs war ist die Idee aufgekommen, mich durch eine Fahrradverkleidung gegen diese Unbillen der Natur zu schützen.

Etwa gleichzeitig habe ich nach langem hin und her in meiner Heimatstadt ein Liegerad gekauft, um meinen Traum vom komfortablen, aerodynamischen und einfach sinnvollen Rad zu erfüllen. Dann las ich in der "Sperrmüll"-Zeitung, ein Blättchen zum Veröffentlichen privater Kleinanzeigen, die Verkaufsanzeige vom Bumble Bike. Ein verkleidetes Liegerad mit erfolgreicher Wettkampfvergangenheit.

Thomas, der Anbieter wohnte nur 40 km von meinem Wohnort entfernt und so beschloß ich, mir das Gerät mal anzusehen. Der erste Eindruck war überwältigend. Der Besitzer schwärmte mir sofort von den Erfolgen des Rades vor. Es sie so einfach zu fahren, daß er sogar Sonntags Morgens seine Brötchen beim Bäcker um die Ecke damit holen würde. Das überzeugte mich vollends von der Alltagstauglichkeit und ich kaufte es.

Der Rahmen ist ein modifizierter Aeroprojekt Tieflieger. Hinten war ein 28"-Rennlaufrad mit Keramikfelge motiert und vorn lief es auf einem 20" Hochdruck-Breitreifen. Die Magura sorgte vorn für gute Verzögerung, die Kantileverbremse hinte hat das Rad bereits bei leichtem Zug zum Blockieren gebracht. Der Kunststoff-Schalensitz hatte zwar schon bessere Zeiten gesehen, aber mit einer neuen Auflage war er durchaus bequem. Leider war das alte XT-Schaltwerk völlig ausgeschlagen, so daß ein Erstaz unumgänglich war.

Eine Probefahrt traute ich mich damals noch nicht zu machen, da ich auf meinem andere Liegerad, einer Hornet von Radius auch noch nicht so richtig sicher fahren konnte.So blieb also noch das Problem, das Rad zu mir zu bringen. Der Vorbesitzer hat sich natürlich gleich bereit erklärt, mit dem Rad zu mir zu fahren und sich anschließend von einem Freund abholen zu lassen.

Ich erinnere mich noch genau, wie damals nach Terminabsprache und aufwendiger Wegbeschreibung abends das Telefon kleingelte und Thomas von seinem Handy aus die letzten Kreuzungen erfragte, die er in meine Straße nehmen musste. Ich wollte mich sofort reinsetzen und ein paar Meter fahren. Leider war ich nicht gewohnt, daß man die Füße nicht einfach von den Pedalen geradewegs nach unten absetzen kann, da die Verkleidung bis zur Vorderradgabel zurückgezogen ist. Ich setzte beim Anhalten mit dem Fuß für eine Bruchteil einer Sekunde auf, bevor ich der rettenden Boden erreichte. Da allerdings reichte bereits für meinen ersten echt uncoolen Sturz. Ein nachfolgendes Auto blinkte mich an und der Fahrer Schmunzelte mich aus dem Fenster an während ich ziemlich umständlich aus der liegenden Verkleidung kletterte.

Als erstes bat ich Thomas, mir zu zeigen, wie man das Rad aus seiner Verkleidung holt, damit ich erst einmal ohne sie üben konnte. Es war eine umständliche Prozedur, bei der das Hinterrad noch in der Verkleidung gelöst werden muß und die Kette vom Ritzel abgehoben werden muß. Anschließend kann man die Steben, die die Verkleidung am Rahmen befestigen, lösen und ein wenig einschieben. Nun muß "nur" noch der Rahmen durch die Einstiegsöffnug herausgehoben werden.

Nachdem der Deal abgeschlossen war habe ich mir an den nächsten Tagen das Rad mal genauer angeschaut. Dabei ist mir dann aufgefallen, daß der Zustand aller Verschleißteil doch bereits recht "verschlissen" war. Ich will damit nicht sagen, daß mir Thomas mehr versprochen hat und auch nicht, daß der Preis nicht angemessen war. Dennoch konnte ich mich auf einige Stunden Arbeit vorberiten, bis das Rad meinen Ansprüchen gerecht werden würde. Aber als passionierte Bastler war das natürlich genau die richtige Herausforderung.

Entscheidende Punkte, die ich ausbessern mußte:

  1. Die Kette schliff unter dem Sitz.
  2. Der Lenker war völlig angerostet und hatte auch nicht die optimale Handhelenkneigung.
  3. Der Bremshebel für die Hinterradbremse (vorn arbeitet eine Magura) war prähistorisch und zeichnete sich nur dadurch aus, daß der Zug in Richtung des Bremshebels abging und nicht wie üblich als dessen Velängerung.
  4. Die Sockel für die hintere Kantilever-Bremse waren so nah zur Achse hin angebracht, daß es nicht möglich war, die Bremsklötze sauber über die Felgenränder zu positionieren.
  5. Die Kette schliff in den großen Gängen (wenn sie relativ straff gespannt war und der Spannhebel am Schaltwerk fast waagerecht lag) mit dem rücklaufenden Trum unter dem Kantileverhebel.
  6. Die Kette schliff, wenn sie vorn auf dem großen Kettenblatt lief, mit dem rücklaufenden Trum über die Gabel.
  7. Außerdem schliff die Kette an der Innenseite meines rechten Oberschenkels, was Thomas dazu bewogen hat, nur noch Teflonspray zur Kettenschmierung zu verwenden, das konnte man leichter wieder vom Bein entfernen.
  8. Und dann waren noch alle Bowdenzüge vollständig in Zughüllen von bis zu 2 m Länge verlegt.
Im großen und ganzen war also viel zu tun.

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