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Wie es uns kurz vor der Tour ergangen ist

Aschaffenburg, Anfang 2003

10. Februar 2003

Mitten drin in den Vorbereitungen
Inzwischen sind es keine drei Monate mehr bis zur Abreise. Ein Termin jagt den nächsten. Dies sind die Vorbereitungen, die uns gerade auf Trab halten:

  • Reger Austausch mit anderen Weltumradlern (Mails, Besuche)
  • Versicherungen (es fehlen uns z.B. noch Kranken- und Gepäckversicherung, Mila forscht nach)
  • Impfungen (diese Woche steht Hepatitis A + B an)
  • Sponsorverträge formulieren
  • Visa für die USA beantragen (es kann sein, dass wir die 3 Monate knapp überschreiten)
  • Abschiedsfeiern organisieren (z.Zt. Termine und Entwurf der Einladungen)
  • Homepage gestalten (zur Zeit ist alles eine Baustelle, wir beherrschen die Programme noch nicht so ganz)
  • Geld verdienen: Markus geht noch bis Anfang März arbeiten, Mila organisiert ihre letzten Projektübergaben
  • Konkretisieren der Route (letztens erst gelernt, wo Tasmanien liegt)
  • Vervollständigen der Fotoausrüstung (Markus ist eifriger ebay-Jäger)

Mila ist nervös: Die Einkommenssteuererklärung 2002 ist noch nicht gemacht, die Ernährungsberatung noch nicht angegangen und es gibt noch enorm viel auszurangieren. Da wir uns die hohen Kosten für die Einlagerung sparen wollen, werden wir unsere Besitztümer auf ein Minimum reduzieren und die verbliebenen Kisten auf unseren Freundeskreis verteilen. Unsere Mietwohnung hat 92 Quadratmeter, unser Keller 25 Quadratmeter und alles ist noch voll. Obwohl wir seit einiger Zeit schon massiv ausrangieren, sind die Fortschritte kaum zu sehen. Es ist gar nicht so leicht, aus der Wohlstandsgesellschaft auszusteigen!

Nun bekommen auch unsere Freunde und Verwandten mit, daß die Zeit knapp wird. Immer mehr "ein letztes Mal"-Besuche stehen an, die immer schwerer auf die wenigen verbliebenen Wochenenden zu verteilen sind.

15. Februar 2003

Markus: Auf der Arbeit laufen die letzten Projekte so langsam aus. Ich habe den Job zum 15.3. gekündigt und jetzt lohnt es sich nicht mehr, noch große Dinge anzufangen.

27. März 2003

Der Abschied naht mit großen Schritten
Markus hat vorletzte Woche seinen letzten Arbeitstag gehabt. Nun haben wir noch knapp einen Monat Zeit, um die letzten Vorbereitungen für die große Tour zu treffen. Einige DIN A4-seitenlange Erledigungslisten sind inzwischen abgearbeitet.

Es fühlt sich schon ein bißchen komisch an. Immer bewußter nehmen wir Abschied z.B. durch den letzten Diskoabend, den letzten Konzertbesuch, die letzte Party in der Wohnung ... Ach ja, die Abschiedsparty war einfach toll, eine unserer schönsten Partys überhaupt! 59 große und 8 kleine Gäste haben uns mit allen erdenklichen guten Wünschen bedacht und uns ihre Hilfe beim Wiedereinstieg angeboten. Da kann ja nichts mehr schiefgehen!
Viele Pflanzen, Einrichtungsgegenstände und sonstige Sachen haben bei der Party ihren Besitzer gewechselt. Wir möchten allen Gästen an dieser Stelle ganz herzlich für die großzügigen Spenden danken! Jeden Tag beim Essen schauen wir jetzt auf das tolle Gemeinschaftsgemälde unserer Gäste. Vielen Dank auch nochmal an Heidi, Gudrun und Louisa für diese ausgefallene Gästebuch-Idee!

Dieses Wochenende fahren wir mit einem Transporter den ersten Teil unserer Kisten ins Ruhrgebiet, wo verschiedene Freunde und Bekannte sie für uns während der Reise verwahren. Die Wohnung leert sich zusehends, aber bis wir den ganzen Haushalt und mein Büro aufgelöst haben, das ist noch ein "bißchen" Arbeit ...

Wir werden jetzt öfters gefragt, inwieweit sich der Krieg auf unsere Reisepläne auswirkt. In erster Linie finden wir es sehr schade, daß es zu diesem Krieg gekommen ist, weil er so viele Menschen leiden läßt und so viel zerstört - es gibt keinen "guten" Krieg. Wir werden sicherlich in den USA verschiedene Meinungen über den Krieg hören, das kann ganz interessant werden, weil wir uns abseits der in den Medien verbreiteten Informationen unsere eigene Meinung vor Ort bilden können. Die Schönheit der Pazifikküste, das Meer, die beeindruckenden Riesenmammutbäume werden wir genießen wie die Landschaft in jedem anderen Land auch. Schließlich war die Natur zuerst da und kann nichts dafür, welche Menschen sich in ihrer Nähe angesiedelt haben und was für eine Politik sie machen. Wir bereiten gerade das Projekt "Weltenbäume" vor, in dem es um die enge Verbindung der Menschen mit der Natur geht. Interessanterweise taucht das Symbol des Weltenbaumes in so gut wie allen Religionen der Welt auf. Mehr dazu später in den Kunst-Seiten.

17. April 2003

So langsam erreicht auch uns der Stress. Mir rennt bei den letzten Änderungen an der Homepage die Zeit davon. In wenigen Tagen will ich den Rechner abgeben und dann muß ich alles vom Internet-Cafe aus machen. Da bin ich echt mal gespannt, ob das alles so einfach wird wie zu Hause. Und dann müssen wir noch so viel packen.

Sonntag, 27. April 2003

Mila:
Was war das für eine Arbeit, unseren Hausstand aufzulösen! Zwei Haushalte, ein Büro und eine Werkstatt, das war unendlich viel Kram. Es war, als ob es aus den Ecken nachwachsen würde. Wir hatten bereits mehrere Kleintransporter voll Sachen weggefahren, da war die Bude nicht mal halbleer. Wir haben sehr viele Sachen verschenkt. Das Meiste davon in unserem Bekanntenkreis, die Kleidung an das Kaufhaus Grenzenlos, die Küchen- und Dekosachen dem betreuten Wohnen für psychisch Kranke von der AWO. Auch wenn es nicht leicht war, so vieles loszulassen: die Freude der anderen hat uns richtig glücklich gemacht.

Gut eine Woche vor dem geplanten Auszug hat sich Markus auf unerklärliche Weise eine Lebensmittelvergiftung zugezogen und lag nur noch erschöpft im Bett, wenn er nicht gerade wieder auf dem Weg zum Klo war. Er war ziemlich grün im Gesicht, hatte dunkle Schatten unter den Augen und anfangs noch ordentlich Fieber. Ich dachte nur: Wie gut, daß es keine Malaria ist, ich komm ja jetzt schon um vor Sorge und Mitleid! Mit dieser kleinen Katastrophe, die natürlich den Zeitplan völlig zunichte machte, befinden wir uns in bester Gesellschaft: von einigen Radreisenden wissen wir, daß sie kurz vor der Abfahrt noch einen Unfall hatten oder etwas anderes total schief ging. Das gehört wohl dazu, wenn man sein Leben dermaßen tiefgreifend ändert.

Mit zweieinhalb Tagen Verspätung haben wir heute die leere Wohnung verlassen. Ein Wahnsinnsgefühl! Wir sind frei!!! Das Abenteuer kann beginnen! Jetzt ist sie wieder da, die große Vorfreude, die uns zwischen der ganzen Arbeit mit dem Auszug verloren ging! Wir sind überglücklich so tolle Freunde zu haben, die uns in den letzten Tagen mit ihrer tatkräftigen Hilfe zur Seite standen: Herbert, Marco, Inge, Wolfgang, Michael, Volker, Blanka, Isabelle, Claudia, Markus, Uta, Franz ... Wir danken auch allen, die zum Abchied zum Schwarzen Riesen gekommen sind und uns alle guten Wünsche mit auf den Weg gegeben und uns Mut gemacht haben. Es war eine große Ehre für uns, daß auch der Aschaffenburger Oberbürgermeister Klaus Herzog dazugekommen ist. Der Abschied von Aschaffenburg fiel uns nicht leicht. In den wenigen Jahren, die wir hier gelebt haben (6 Markus, 4 Mila) sind uns die Menschen und die hübsche Stadt sehr ans Herz gewachsen.

Erstellt bei uns in Aschaffenburg Anfang 2003
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Photos: Peter Hawlitschek, Tina Braun, mi, ma
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