Das Powwow, Tanzfestival der Indianer Amerikas

Bei unserer "Weltreise-Generalprobe" in Kanada hatten Markus und ich in Kamloops das Glück, bei einem großen Indianertanzfest, einem sogenannten Powwow (gesprochen: Pauau) zuschauen zu können. Die Atmosphäre war unglaublich stark. Bereits vor der eigentlichen Veranstaltung lag eine vibrierende Energie in der Luft und schürte die Erwartungen. Die langen, feierlichen Eröffnungsreden und –riten konnten wir leider nicht verstehen, aber sie gaben uns einen guten Eindruck davon, wie bedeutungsvoll die Tradition der Powwows für die Indianer sein muß. Es schien uns im Rückblick so, als ob die Powwows die einzige, den Indianern verbliebene Möglichkeit ist, ihre Identität unbeeinträchtigt von der Unterdrückung der Weißen zu leben und die alten Traditionen erfolgreich fortzusetzen. Hier und nur hier sahen wir die Indianer, so wie wir sie uns eigentlich vorstellten: stolz, selbstbewußt und mit einer besonderen, natürlichen Schönheit ausgestattet. Die Wahrheit in den kläglich Reservaten ist vielmehr die eines Volkes mit gebrochenem Rückrat, das seine Hoffnungslosigkeit mit Alkohol und Drogen betäubt. Beim Powwow ist davon nichts zu spüren. Selbst die um sich greifende Fettleibigkeit verschwindet unter bezaubernden Kostümen und eleganten Tanzbewegungen.

Bereits der Aufmarsch der Tänzer nach der Eröffnung bot einen umwerfenden Anblick. Einige hundert Tänzer begaben sich nach und nach in die runde Arena und tanzten in einer Spirale von immer weiter in die Platzmitte hinein: eine starke Bewegung von beeindruckender Kraftausstrahlung. Unsere Augen waren schließlich von der enormen Farbenvielfalt und Detailfülle der wippenden und schwingenden Kostüme total überfordert. In früheren Zeiten waren zeremonielle Tänze allein den männlichen Kriegern vorbehalten. Die Powwows haben sich inzwischen zu Wettbewerben entwickelt, bei denen beide Geschlechter aller Altersgruppen teilnehmen können. Es gibt verschiedenen Disziplinen, wobei die Gruppen nach verschiedenen Tänzen, Geschlecht und Alter eingeteilt werden. Die Prämierungen erfolgen innerhalb dieser Gruppen nach Kunstfertigkeit der Tanzdarbietung und der Schönheit des Kostüms.

Einen Tanz möchte ich näher vorstellen, den "Women's Jingle Dance". Diesem Tanz wird eine besondere Heilwirkung zugesprochen. Der Legende nach träumte ein todkrankes Mädchen von einer Erscheinung, die ein Gewand mit 365 Glöckchen trug. Jedes Glöckchen stand für ein Gebet, das ganze Jahr durch. Dem Mädchen wurde auf ihren Wunsch hin ein solches Gewand genäht. Dieses Kleid, das über und über mit Glöckchen versehen war, trug das kranke Mädchen während eines Powwows und tanzte sich dadurch schließlich gesund. In einer anderen Variante der Legende hat das Mädchen mit ihrem Tanz den ganzen Indianerstamm von einer Krankheit erlöst. Die Glöckchen der Jingle-Dance-Kostüme wirken beim Tanzen wie zusätzliche Percussion. Ein interessantes Detail: aus Ermangelung an Metall haben die Indianer früher die achtlos in die Gegend geworfenen Deckel der Schnupftabakdosen der Weißen gesammelt und zu Glöckchen verarbeitet.

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