Vom Kinderballett zum Straßentanz

Viele der schönsten Dinge im Lebens entdeckt man nur durch Zufall. Hätte ich als Kleinkind keine Senkfüße gehabt, hätte es wahrscheinlich sehr viel länger gedauert, bis ich entdeckt hätte, wie wunderbar es ist, zu tanzen. Ein Orthopäde sagte zu meiner Mutter, dass es meinen Füßen helfen würde, wenn ich Ballett machen würde. Die Fußmuskulatur würde trainiert und so die Fußsohle gesund formen. Damals war ich dreieinhalb Jahre alt. Die ersten Übungen beim Kinderballett haben mich so nachhaltig beeindruckt, dass ich mich noch heute daran erinnern kann.

Die Senkfüße waren längst kuriert, doch das Tanzfieber ließ mich nicht mehr los. Aus einem Training pro Woche wurden zwei, dann kamen Proben am Wochenende dazu. Als Mitglied der Showtanzgruppe "Doree Dancers" tanzte ich als Teenager bei Firmenjubiläen, Geburtstagen und Stadtfesten. Mein großer Traum war es, in Musicals zu tanzen. Also bereitete ich mich Über ein halbes Jahr lang mit sechs bis acht Stunden Training pro Tag, Gesang- und Schauspielunterricht sowie diversen Workshops am Wochenende darauf vor. Der Traum zerbrach bei der Aufnahmeprüfung an der Hamburger Stage School of Dance and Drama.

Es war nicht der Schwierigkeitsgrad der Prüfungen und es war auch nicht das Urteil der Jury, das mich von einem zweiten Versuch abgehalten hätte. Was mich auf den Boden der Tatsachen zurück brachte, war das Selbstbewusstsein und die starke Persönlichkeit der anderen Bewerber. Kein Tanztalent der Welt hätte damals meine inneren Unsicherheiten und Schüchternheit aufheben können. Da hatte ich noch viel an mir zu arbeiten. Das brauchte mehr Zeit als eine Tanzkarriere anhält. Statt Tanz studierte ich also „etwas Ordentliches“: Gartenarchitektur. Das war auch toll:Es forderte meine Kreativität und Persönlichkeitsentfaltungohne den massiven Leisttungsdruckund ohne dn harten Existenzkampf,dem berufstänzer ausgesetzt sind. Gegen Ende des Studiums habe ich schließlich mit freier Improvisation und Steptanz wieder zum Tanz zurück gefunden.

Mit den Vorbereitungen zur Fahrradweltreise habe ich begonnen, meinen Körper zu trainieren und wieder intensiver zu tanzen. Es folgten seitdem -auch während der Reise- immer wieder schöne Anlässe zu tanzen.

Inzwischen haben sich klassisches Ballett, Modern, Jazz, Show- und Steptanz in meinen Bewegungen vermischt. Neue Elemente aus dem Ausdruckstanz und Tanztheater sind hinzugekommen. Auch verlagert sich mein Tanz immer häufiger in den Außenraum: am spannendsten sind zurzeit für mich der tänzerische Dialog mit Installationen von Künstlern (siehe unter Galerie „Vernissage der Sehbrücke“ in Aschaffenburg) und ausgefallene Orte in der Natur wie das Tanzen unter großen Bäumen (siehe unter „Projekt Weltenbäume“ unter „Zeremonien“).

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Fotos Harald Kima