Vom Straßengrün zu den Weltenbäumen

Zu Beginn meiner Gärtnerlehre kannte ich keine zehn Bäume mit Namen, aber ich wußte, daß ich die Bäume liebe und mehr davon in kahle Straßen pflanzen wollte. Doch zuerst ließ man mich hunderte botanische Namen pauken, den Aufbau von Pflanzenzellen auswendig lernen und Schnittarten aufsagen. An der Uni wurde das mit der Verwissenschaftlichung noch schlimmer. Von Liebe zur Natur sprach da kaum noch einer, aber von Pflanzengesellschaften, Blütenformeln, Evaporation, ... und dergleichen mehr. Nicht, dass es unwichtiges Wissen wäre, ganz im Gegenteil, um die Natur erfolgreich schützen zu können, braucht man Fachwissen. Aber es ist doch etwas kopflastig und führt weg von Bauch und intuitiver Sensitivität.

1995 bei meinem ersten Job nach dem Studium hatte ich das Glück, die gesamte Straßenbepflanzung einer großen Siedlung planen zu dürfen. Später, als ich mich auf Hausgärten spezialisiert hatte, war es mit den großen Bäumen schnell vorbei: außer für kleinere Obst- und Zierbäume ist meistens kein Platz in den immer winziger werdenden Gärten. Demgegenüber ist der Wunsch der Gartenbesitzer nach einem prächtigen und auch symbolträchtigen Hausbaum in den letzten Jahren aber immer größer bzw. häufiger geworden! Über die Auseinandersetzung mit Feng-Shui-Gärten begann ich mich mit Pflanzensymbolik zu beschäftigen.

Meine Liebe zu den Bäumen fand wieder neue Nahrung, als ich 1999 mit Parkführungen im Landschaftsgarten Schönbusch in Aschaffenburg begann. Dieser Park, den der Gartenarchitekt Sckell Ende des 18. Jahrhunderts gestaltete, ist einfach sagenhaft! Es stehen dort wunderschöne und prächtige Exemplare, die zum Teil um 200 Jahre alt sind. Während sich meine Führungsteilnehmer für die Ausstrahlung und faszinierenden Details der Bäume begeisterten, die ich ihnen zeigte, wuchs auch wieder meine Leidenschaft für diese sanften Riesen. Ein Zuhörer gab mir den wertvollen Tip, mir das Buch „Mythos Baum“ von Doris Laudert zu kaufen (siehe Literatur). Dieses Buch machte mich endgültig zu einem begeisterten Fan der Baummythologie.

Markus und ich begannen 2001 bei unserer Frankreichdurchradelung mit der Fotoserie „Weltenbäume“. Endlich hatte ich wieder einen Anlaß, um in Bäume zu klettern. Als Erwachsener klettert man ja nicht einfach so in Bäumen rum, das muß ja immer einen Grund haben (Äpfel pflücken, Kätzchen retten usw.)! Was ich dort in den Bäumen kletternd und sitzend erfühlte, während Markus noch nach der richtigen Blende und Belichtungszeit suchte, machte mich immer hungriger auf mehr. Seitdem beschäftige ich mich mehr und mehr mit Baummeditationen, Mythosbäumen und den charakteristischen Eigenarten der verschiedenen Baumarten.

Auf der Weltreise möchte ich die Chance nutzen, die ältesten und beeindruckendsten Bäume aufzusuchen und überall dort in eine Baumkrone zu klettern, wo immer sich die Gelegenheit ergibt.

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Beitrag zum Kinder-Malwettbewerb "Mensch und Natur" von der Deutschen Bank
An dem absterbenden Baum gibt es noch einzelne grüne Triebe. Die Aussage liegt auf der Hand: stirbt der Baum, stirbt auch der Mensch, es bleibt uns nicht mehr viel Zeit. Seit den 80er Jahren, als ich das Bild malte, hat sich an der Problematik wenig geändert.